Donnerstag, 29. Dezember 2011

Neues Land, neues Glück - Immer mehr Migranten gründen Unternehmen


Unternehmergeist spricht viele Sprachen: Laut einer Studie gründen immer mehr Migranten Unternehmen in Deutschland. Der Italiener um die Ecke spielt dabei immer seltener eine Rolle - Einwanderer entdecken Geschäftsfelder jenseits von Gastronomie und Handel. Die ihnen zustehende Förderangebote lassen sie jedoch oftmals ungenutzt - aus Mangel an Kenntnis. 
Ein Bericht von Thomas Öchsner (SZ) 

Immer mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln gründen in Deutschland Unternehmen. Das geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Evers & Jung hervor, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat. Danach wurden 2009 etwa 130.000 Gewerbebetriebe von Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft angemeldet. Dies entspricht etwa 30 Prozent aller in Deutschland in dieser Zeit neu geschaffenen selbstständigen Existenzen.


Die Anzahl der Existenzgründungen durch ausländische Personen ist damit im Vergleich zu 2005 um ein Viertel gestiegen. "Im Jahr 2009 sind Ausländer mehr als dreimal so gründungsfreudig wie Deutsche", heißt es in der Studie. Bundeswirtschaftsministerin Philipp Rösler (FDP) sagte der SZ: "Unternehmensgründungen sind ein Lebenselixier für die deutsche Wirtschaft." Es sei ein gutes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn mehr Gründer mit ausländischen Wurzeln hierzulande den Schritt in die Selbstständigkeit wagten. "Das sorgt für neuen Schwung."

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Die vergiftete Gesellschaft

Fremdenfeindlichkeit und Rechtspopulismus sind in Deutschland auf dem Vormarsch. In einer über zehn Jahre angelegten Studie "Deutsche Zustände" kommt Sozialforscher Wilhelm Heitmeyer zu dem Befund, dass die Abwertung von Minderheiten wie Langzeitarbeitslosen, Zuwanderern und Behinderten deutlich zugenommen hat. "Etwa 10% der Deutschen denken durch und durch rechts", stellt Heitmeyer fest. Die Gewaltbereitschaft der Rechtspopulisten hätten im letzten Jahr um 16% zugenommen. Insbesondere Muslimen begegneten die Deutschen skeptisch bis feindselig. Über 50% der Befragten sagen heute, sie hätten große Probleme, in eine Gegend zu ziehen, in der viele Muslime leben. Für das Klima in der Gesellschaft sei das alles andere als erfreulich, sagt Heitmeyer, "die Gesellschaft ist vergiftet". 
Ein Bericht aus Focus Online

Mit den wirtschaftlichen Problemen entwickelt sich in Deutschland vermehrt eine Atmosphäre sozialer Kälte. Die Menschen haben zunehmend das Gefühl, dass die Politik die Probleme des Landes nicht mehr regeln kann. Das hat Konsequenzen für die Meinung über schwache Gruppen. Sie werden zuerst Opfer der negativen Beurteilung der Lage. Die Abwertung von Obdachlosen, Arbeitslosen und Behinderten nimmt zu, die Fremdenfeindlichkeit steigt erneut an. Besonders Besserverdienende grenzen sich vermehrt von ärmeren Mitgliedern der Gesellschaft ab. Engagement und Solidarität werden immer stärker danach bemessen, ob sie sich auch wirtschaftlich lohnen. Das sind zentrale Ergebnisse der Langzeitstudie „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF) des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld jetzt vorgelegt hat.


Portrait: Wilhelm Heitmeyer
Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer bei der Präsentation seiner neuen Studie. Foto: Stephan Röhl

Mittwoch, 30. November 2011

Studie zur Zwangsehe missdeutet - Schröder in der Kritik

Kürzlich veröffentlichte das Ministerium für Familie eine Studie zur Zwangsverheiratung in Deutschland. Dass diese Studie ausgerechnet von der Familienministerin Schöder umgedeutet und fehlinterpretiert wird, stößt auf verheerende Kritik. Die Verfasser der Studie toben. 
Ein Bericht aus der Süddeutschen Zeitung

Kristina Schröder und die Wissenschaft - das ist eine Geschichte mit vielen Stolperfallen. Meist solche, die sie sich selbst gestellt hat. Jetzt ist sie wieder in solch eine Falle hineingetappt. Und das auf eine Art und Weise, dass man langsam ernsthaft die Frage nach der Befähigung der jungen Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellen muss. 
Bundestag
Familienministerin Kristina Schröder hat Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats in ihrem Ministerium verärgert. Die Experten kritisieren, dass Schröder die Ergebnisse einer Studie zum Thema Zwangsehe falsch wiedergibt. (© dapd)

Es geht um eine Studie im Auftrag ihres Hauses, die sie Anfang November zum Anlass nahm, einen Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu schreiben. Einen Tag vor der offiziellen Veröffentlichung der Studie.

Das Thema ist heikel: Zwangsverheiratungen in Deutschland. Da können schnell antiislamische Ressentiments geschürt werden. Ein Umstand, der auch den Autoren der Studie bewusst war. Ministerin Schröder schien das jedoch herzlich egal zu sein. Ihr Aufsatz löste unter beteiligten Wissenschaftlern Empörung aus. Eine derart heftige Empörung, dass jetzt jene, die dem wissenschaftlichen Beirat des Schröder-Ministeriums angehören, mit einer schriftlichen Stellungnahme auf den Aufsatz der Ministerin reagiert haben.

Die Kritik der Forscher kann vernichtender kaum sein. Manches, was Schröder aus der Studie gezogen hätte, sei "schlichtweg falsch" und habe die Beiratsmitglieder "befremdet". Das fängt schon bei der Fallzahl an. Schröder schreibt in der FAZ: "3443 Fälle von Zwangsverheiratungen haben die Beratungsstellen in Deutschland für das Jahr 2008 registriert." In der Studie liest sich das ganz anders. Es seien "3443 Personen im Jahr 2008 in insgesamt 830 Beratungsstellen erfasst" worden. Davon seien "60 Prozent angedrohte und 40 Prozent vollzogene Zwangsverheiratungen".

Montag, 21. November 2011

IDIZEM feiert sein 10-jähriges Bestehen

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Mit rund 250 geladenen Gästen feierte IDIZEM am 17.11.2011 im Münchner Künstlerhaus das 10-jährige Bestehen des Vereins. Vertreter aus Politik, Verwaltung, Kirche, Bildung, Konsulate und Kooperationspartner aus 10 Jahren waren hierzu zum "Dialog-Dinner" eingeladen.

Nach den Grußworten von Franz Maget im Namen des Bayerischen Landtags und Dr. Inci Sieber (Stadträtin) im Namen der Stadt München hielt Ralph Deja (Nymphenburger Gespräche, Pax Christi) die Festrede des Abends. Beim Fest-Dinner hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich intensiv auszutauschen. Umrahmt wurde der Abend durch die musikalische Darbietung der Gruppe LebiDerya aus Mannheim.

Neben diesem runden Vereins-Geburtstag wurde auch an das 50-jährige Jubiläum des Anwerbeabkommens mit der Türkei erinnert. 

Zu den Presseberichten:

Beitrag im Zaman: IDIZEM'den örnek calisma
Beitrag im Hürriyet: Alman olarak utaniyorum
Beitrag auf STV: Münihte diyalog rüzgari (Video)
Beitrag in der SZ: Kopftuch und Dirndl

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Sonntag, 30. Oktober 2011

Almanya, das neue Deutschland

Am 30. Oktober 1961, also vor genau 50 Jahren kamen die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland, nachdem sich die Türkei und Deutschland in einem Zwei-Seiten-Papier mit der Überschrift "Deutsch-Türkisches Anwerbeabkommen" darauf geeinigt hatten. Die langfristigen Auswirkungen auf die Menschen und das Land war wohl keinem der Parteien bewusst. 
Ein Resümee von Heribert Prantl von der SZ

Die neue deutsche Geschichte begann vor fünfzig Jahren; sie begann 1961 an einem Montag, nach einem viel zu warmen Monat Oktober; sie begann so, dass niemand es merkte - irgendwie mickrig, ohne Trara, ohne Staatsbesuch, ohne Nationalhymnen, ohne feierliche Reden, ohne Händedruck; es gab keine in Leder gebundenen Urkunden, und niemand setzte ein bedeutendes Gesicht auf.

Türkische Gastarbeiter auf dem Düsseldorfer Flughafen
Türkische Gastarbeiter auf dem Düsseldorfer Flughafen. (© dpa)
Als staatsrechtlich bedeutsamen Akt verstand es niemand, dass da zwei Seiten Papier hin- und hergeschickt wurden. Im Text dieser zwei Seiten ging es ja nur um eine Art Liefervertrag: Das Auswärtige Amt in Bonn gab in einem kurzen Schreiben an die türkische Botschaft eine Bestellung auf - und die Botschaft beehrte sich mitzuteilen, dass sie gerne liefern werde. Es handelte sich nicht um die Lieferung von Haselnüssen für bundesdeutsche Kantinen, sondern um die Lieferung von billigen Arbeitern für die bundesdeutsche Wirtschaft, genannt "Vermittlung von türkischen Arbeitnehmern nach der Bundesrepublik Deutschland".

Samstag, 15. Oktober 2011

Gemeinsames Gebet der Religionen


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Am Gebet nahmen Jugendliche von sechs Religionen teil
Beim interreligiösen Jugendtreffen und einem gemeinsamen Gebet im kirchlichen Zentrum in München Haidhausen haben am 12. September ca. 120 Vertreter sechs verschiedener Religionen gemeinsam für den Frieden gebetet. Bei der Begrüßung der Teilnehmer im Korbinianshaus der kirchlichen Jugendarbeit betonte Diözesanjugendpfarrer Daniel Lerch, welche Verantwortung gerade die Jugend für den Frieden trage: " Papst Johannes Paul II, der Initiator des internationalen Friedenstreffens, bat die Jugend aller Religionen, mutiger Wächter des Friedens zu sein. In meinen Augen ist das ein wunderbarer Auftrag, nicht nur für den heutigen Abend." Das interreligiöse Jugendtreffen fand im Rahmen des internationalen Friedenstreffen statt, zu dem die Gemeinschaft Sant'Egidio und die Erzdiözese München und Freising vom 11. bis zum 13. September in München eingeladen haben.