Sonntag, 19. Februar 2012

Nach Wulffs Rücktritt: Was Merkel den NSU-Opfern sagen muss

Nach dem Rücktritt von Bundespräsident Wulff wird nun Angela Merkel die geplante Rede bei der Trauerfeier für die Opfer der NSU-Mordserie halten. Eine Chance für Merkel, das Vertrauen der Türkischen Community zurück zu gewinnen. 
Ein Kommentar von Jörg Lau, Die Zeit

Christian Wulff, der am Freitag zurückgetreten ist, hatte sich das Thema des inneren Zusammenhalts der Einwanderungsgesellschaft als Schwerpunkt ausgesucht. Er hatte mit seinem Satz über den Islam etwas Richtiges getroffen. Auch die Reaktion seiner Gegner, teilweise aus der eigenen Partei, ja aus dem Kabinett (Friedrich) hat das bewiesen. Dass er nun erkannt hat (wenn auch erst durch die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens!), dass er nicht mehr der Richtige ist für den Job des Präsidenten und für diese Mission, ist zu begrüßen. Es ging einfach nicht mehr.

In seinem Statement sagte er:
Es war mir ein Herzensanliegen, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken. Alle sollen sich zugehörig fühlen, die hier bei uns in Deutschland leben, eine Ausbildung machen, studieren und arbeiten, ganz gleich, welche Wurzeln sie haben. Wir gestalten unsere Zukunft gemeinsam. Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft am besten entfalten und einen guten Beitrag zur europäischen Einigung leisten kann, wenn die Integration auch nach innen gelingt.
Wulff hätte gerne am kommenden Donnerstag die Trauerfeier für die Opfer der NSU-Mordserie geleitet. Nun wird die Bundeskanzlerin seine Aufgabe übernehmen und dort sprechen. Einfach wird das nicht. Aber es ist gut, dass die Kanzlerin selber in die Lücke geht und ein Zeichen setzt. Es wird nämlich unterschätzt, wie erschüttert viele türkische Deutsche von dieser Mordserie, vom Versagen der Behörden und der Medien (“Dönermorde”) bis heute sind. Schon die letzten Jahre einer zunehmend als Demütigung und Kujonierung empfundenen “Integrationsdebatte” haben viel Schaden angerichtet. Der Erfolg des Buchs von Thilo Sarrazin wurde als eine Abstimmung gegen Türken an der Ladenkasse empfunden. Mehrere türkische Bekannte haben mir erzählt, dass sie in Folge dieser Debatte Freunde verloren haben. Es wurde nicht verstanden, dass sie Sarrazins Buch und seine Interventionen – von den “Kopftuchmädchen” über die “Gemüsehändler” bis zu den “belgischen Ackergäulen” als persönliche, ehrabschneidende Angriffe empfanden. Und dass die breite Zustimmung der Bevölkerung die Sache erst recht schlimm machte.

Freitag, 17. Februar 2012

Brandanschlag auf türkische Tageszeitung "Zaman"

In Köln wurde die Redaktion der türkischsprachigen Zeitung und ein türkisches Lokal angegriffen. Nach ersten Ermittlungen vermutet die Polizei einen politischen Hintergrund.
Ein Bericht aus der "Stern"
 
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Auf die Räume der Redaktion von "Zaman" wurde ein Brandanschlag verübt© Frank Fuchs/DPA

Auf die Kölner Redaktionsräume der türkischsprachigen Tageszeitung "Zaman" ist ein Brandanschlag verübt worden. Die Polizei nahm am Donnerstag zwei Verdächtige fest, die am späten Mittwochabend einen Molotowcocktail ins Erdgeschoss der Redaktion geworfen haben sollen. Die Ermittler vermuten nach Angaben einer Kölner Polizeisprecherin, dass die 17 und 22 Jahre alten mutmaßlichen Täter politisch motiviert gehandelt haben.

Sonntag, 12. Februar 2012

„Döner-Aise”: Rassismus oder Narrenfreiheit?


Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Doch die Büttenrede einer türkischen "Aise" überschreite alle Regeln des Anstands, so der Ausländerbeirat in Hessen. Ob die Erklärung des verantwortlichen Hessische Rundfunks ihn zufrieden stellt?
Ein Bericht aus den Deutsch-Türkischen Nachrichten

Humor sei, wenn man trotzdem lacht, doch bei dieser in der ARD ausgestrahlten Büttenrede einer türkischen „Aise“ sei ihm das Lachen im Halse stecken geblieben, so Corrado di Benedetto, Vorsitzender des Landesausländerbeirats in Hessen. „Die karnavalistische Freiheit ist ein hohes Gut. Und: Satire darf alles, nur nicht herabsetzend sein. Hier wurden alle Regeln des Anstandes verletzt“, sagt er in der Presseerklärung der agah (Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen-Landesausländerbeirat).

Die in der ARD ausgestrahlte Sendung sorgt zurzeit für großen Aufruhr. Eine kopftuchtragende Frau, die in schlecht immitiertem türkischen Akzent spricht, stellt einen fiktiven Sender “Döner-TV” mit Sendungen wie “Germanys next Burka-Topmodel vor”.

Büttenrede überschreitet Grenze der "Narrenfreiheit"

Der Ausländerbeirat des Bundeslandes Hessen wirft dem Hessischen Rundfunk, der die Sendung zu verantworten hat, Rassismus vor und erwartet eine Entschuldigung. Unter der Überschrift „Rassismus zur besten Sendezeit“ hat die agah nun eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie gegen die „Verunglimpfung von Türken in der ARD-Sendung „Frankfurt: Helau“- Inthronisation des Prinzenpaaes“ protestiert.