Dienstag, 10. Januar 2012

Sarrazins Pferdemist – Der Lippizaner schafft sich ab

Bei einem Auftritt im sächsischen Döbeln hat Thilo Sarrazin seine Thesen in die Sprache der Pferdezüchter übersetzt: edle Lippizaner und belgische Ackergäule. Was sich wie ein ironischer Beitrag liest, ist ein Auszug der blanken Niveaulosigkeit der Sarazzinischen Integrationsdebatte.
Ein Bericht aus Welt Online

Letztes Jahr schreckte eine Nachricht alle Liebhaber der Spanischen Hofreitschule auf: „Heuer wurden nur 31 Fohlen geboren – das ist die Hälfte des für die Zucht notwendigen Minimums. Damit ist die Lipizzaner-Zucht in akuter Gefahr.“ So Alfred Pischler, Leiter des österreichischen Bundesgestüts Piber. Bald bleibe nur noch die Inzucht. Der Lippizaner schafft sich ab.

Was passiert, wenn Ackergäule auf Lipizzanerpferde treffen? "Völlig klar", sagte Thilo Sarrazin, "die genetisch bedingte Fähigkeit zum Laufen sinkt"
Womit wir bei Thilo Sarrazin wären, der seine Thesen gern mit Beispielen aus der Tierwelt belegt: „Stellen Sie sich vor, dies sei ein Gestüt mit Lipizzanerpferden oder sonst irgendetwas, und irgendwie will es der Zufall, dass dort in jeder Generation einmal ein belgischer Ackergaul eingekreuzt wird“, erklärte Sarrazin seinen Zuhörern in Döbeln, einer sächsischen Stadt unweit von Chemnitz. „Völlig klar, die genetisch bedingte Fähigkeit zum Laufen sinkt, gleichzeitig steigt die genetisch bedingte Fähigkeit, eine Karre durch den Lehm zu ziehen. Aber das ist dann eine andere Eigenschaft. Und genauso ist es auch beim Menschen.“

Ein Ausländeranteil von 1,5 Prozent

Nun ja. Eigentlich ist es beim Menschen nicht genau so. Deutschland ist keine Zuchtanstalt, jedenfalls dachten wir, „Lebensborn“ sollte eine Ausnahme bleiben. Wohlwollend und die Metaphern mischend könnte man sagen, Sarrazin meine das nicht so, da seien halt die Gäule mit der Rampensau durchgegangen. Der Landkreis Döbeln hat einen Ausländeranteil von 1,5 Prozent, dafür bekommt die NPD 6,5 Prozent der Stimmen. Seit der Wende hat die Stadt 20 Prozent ihrer Bewohner verloren. Wer etwas aus sich machen wollte, arbeitet längst als Zuwanderer woanders.

Da hat Sarrazin, den IQ seiner Zuhörer ebenso kalt einkalkulierend wie ihre Ressentiments, halt den Leuten gegeben, was sie hören wollten: Sie sind keine dumpfen Loser, sondern edle Lippizaner, und sie sollten sich vorm „Einkreuzen“ artfremden Blutes in Acht nehmen. Belgische Ackergäule? Nö. Schon gar keine türkischen Dönerbudenbesitzer. Wer will denn Karren aus dem Dreck ziehen?

Die Szene war in einer WDR-Dokumentation zu sehen, in der Sarrazin auch gefragt wurde, ob ihn die Zustimmung der NPD nicht störe. „Wenn die NPD sagt, die Erde ist rund, werde ich nicht sagen, die Erde ist flach“, so der Ex-Bundesbanker, von dem böse Zungen behaupten, er arbeite an einem zweiten Buch mit dem Titel: „Europa schafft sich ab: Wie Zuwanderung unsere Währung gefährdet“. Der Punkt ist natürlich: Die NPD behauptet ja, die Erde sei flach. Ach, und was die Pferde angeht: Lipizzaner führen spanisches, neapolitanisches und – horribile dictu – arabisches Blut.

Keine Kommentare: