aus
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In seinem
Werk analysiert der renommierte Antisemitismusforscher aus der Perspektive
der Vorurteilsforschung Mechanismen der Ausgrenzung einer Minderheit durch die
Mehrheit. Eine zentrale These des Autors dabei lautet: Muslimfeindlichkeit
arbeitet mit ganz ähnlichen Argumentationsmustern und Stereotypen wie der
Antisemitismus.
Einteilung
in Gut und Böse
"Gemeinsam
ist diesen Vorurteilen die Einteilung in Gut und Böse sowie das Phänomen der
Ausgrenzung. Oftmals dient eine solche Denkweise der Anhebung des eigenen
Selbstbewusstseins, auch um soziale Frustrationen zu lindern", so Benz.
Zentrale Rollen bei der Diskriminierung von Fremden spielten vor allem Religion
und Kultur. Vergleiche man Antisemitismus mit Islamfeindlichkeit, so lasse sich
ein grundlegender Unterschied feststellen. Im Gegensatz zum ausgehenden 19.
Jahrhundert geht es heute nicht mehr um die Emanzipation der Juden, sondern um
die Integration der Muslime.
Bloggerszene
agiert besonders infam
Und diese,
so Benz, werde zusätzlich erschwert durch moderne Technologien wie das
Internet. Benz: "Dabei ist die Muslimfeindschaft in der Bloggerszene
besonders infam. Morde an Muslimen werden dort zum Teil freudig begrüßt."
Gleichzeitig, führte der Wissenschaftler weiter aus, hätten
Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Die mit Abstand beliebteste darunter sei
die von der Islamisierung Europas. "Wirklich gefährlich wird es allerdings
dort, wo Rechtspopulisten sich der Überfremdungsängste bei Teilen der
Bevölkerung bedienen und diese im gemeinsamen Schulterschluss etwa bei
Protestveranstaltungen gegen den Bau einer Moschee ausleben." Hier
entstünden neue Aktionsfelder zur Einbindung bürgerlicher Gruppen in rechte
Bewegungen.
Perfide
Gemeinsamkeit
"Als
Beispiel sei nur ,Pro Köln’ genannt", sagte Benz. Besonders bedenklich
hierbei sei der Umstand, dass der Übergang von Rechtspopulismus zu
Rechtsextremismus fließend sei. Die perfide Gemeinsamkeit zwischen
Antisemitismus und Muslimfeindschaft sei die Instrumentalisierung von
Feindbildern. In beiden Fällen werde mit Stereotypen hantiert. "Dabei ist
mir jedoch wichtig zu betonen, dass es mir bei der Beschreibung dieser Analogie
nicht darum geht, Juden und Muslime mit einander gleichzusetzen, sondern
Gemeinsamkeiten bei den Mustern ihrer Diskriminierung herauszuarbeiten",
betonte er.
Haltung
nicht auf Kleinbürgertum beschränkt
Derer gebe
es viele, sagte er weiter. "Vorurteile speisen sich stets aus
Imaginationen. Typisch ist auch, dass Personen, die Vorurteile pflegen, sich
lieber emotional ausagieren als einen intellektuellen Ansatz zu verfolgen. Zum
anderen beharren sie gerne auf ihren politischen Positionen und sind nicht
offen für neue Erkenntnisse."
Hervorzuheben
sei dabei jedoch, dass sich diese Haltung nicht etwa auf die Kreise des
Kleinbürgertums beschränke, sondern sich durch alle Schichten der Gesellschaft
ziehe. "Dabei treiben sie dieselben Sorgen um, wie damals die Antisemiten
im Dritten Reich: Etwa die Angst vor Überfremdung oder vor kultureller
Expansion."
Es gibt
keine Weltverschwörung der Muslime
Diese
Ängste, so Benz, sei für so manchen allerdings bares Geld wert: "Mit ihren
Verschwörungstheorien tingeln einige Autoren durch die Talkshows und bemühen
sich, als Experten wahrgenommen zu werden – allerdings als Experten für Dinge,
die nicht existieren: Es gibt schlicht keine Weltverschwörung der Muslime, wie
sie mancher dieser zweifelhaften Autoren ausgemacht haben will.
Nichtsdestotrotz verkaufen sich solche Thesen glänzend."
Die
Extremismusforschung, so das Fazit von Benz an diesem Abend, komme zu einem
eindeutigen Schluss: "Das Feindbild der Juden wird heute durch das
Feindbild der Muslime ersetzt." Wieder gehe es um die Ausgrenzung einer
Minderheit. "Höchste Zeit", so der Appell des Autors, "diese
Diskriminierungsmechanismen zu verstehen und schließlich zu verhindern."
Die Deutschen müssten endlich aus ihrer Geschichte lernen. "Denn was ist
die Kultur der Erinnerung, auf die wir in Deutschland so stolz sind, wert, wenn
wir die Diskriminierung der Juden heute bei einer anderen Gruppe
wiederholen?"