Lange wurde der türkische Gelehrte und Prediger Fethullah Gülen und die nach ihm benannte "Gülen-Bewegung" in Deutschland -zumindest medial- kaum beachtet. Nun erschien zu diesem Thema innerhalb kürzester Zeit schon der zweite Beitrag in einem deutschen Leitmedium. Auffällig ist die diametral entgegengesetzte Meinung der beiden Verfasser von "Der Pate" im Spiegel (eine Kritik zum besagten Spiegelartikel finden sie hier) und dem jetzt erschienenen Beitrag von Rainer Hermann in der FAZ vom 10.11. Ob diese Unterschiede wohl daher rühren, dass der letztgenannte Verfasser im Gegensatz zum Spiegel-Autor auch MIT statt nur ÜBER Gülen geredet hat?
Ein Beitrag von Rainer Hermann, FAZ
Kein Schild weist auf die Abzweigung
und den schmalen Feldweg hin. Er führt durch nebligen und herbstlich
gefärbten Laubwald zu einem Anwesen mit acht Häusern. An diesen einsamen
Ort zog sich vor 13 Jahren Fethullah Gülen zurück, der einflussreichste
Prediger des türkischen Islams. Das Militär, damals noch mächtig, hatte
ihn aus der Türkei vertrieben. Von Krankheiten geplagt, ließ er sich in
amerikanischen Krankenhäusern operieren. Seither hat er das Anwesen
kaum verlassen. Die Vereinigten Staaten gaben ihm Visum und
Aufenthaltsrecht. Doch auch aus der Ferne blieb der 74 Jahre alte Gülen
in der Heimat ein mächtiger Mann. Sein Einfluss war es, der aus den
anatolischen Muslimen eine dynamische Mittelschicht schuf. Gülen ist die
Stimme dieser „schwarzen Türken“.
Die „weißen Türken“, das sind die Anhänger Kemal
Atatürks, die Anhänger des Kemalismus, die Ideologie der urbanen,
gebildeten und säkularisierten Oberschicht Istanbuls, später auch
Ankaras. Sie herrschte über die Türkei und blickte mit Verachtung auf
die Anatolier herab, die ungebildet waren, provinziell, arm und fromm.
Motiviert durch Gülens Lehren, strebten nun viele nach Bildung und
wurden wohlhabend, blieben aber weiter fromm. Da Gülen die kemalistische
Elite wirkungsvoll in Frage stellte, erklärte sie ihn zum Staatsfeind.
Seine Rückkehr würde Gräben aufreißen. Deshalb bleibt der konfliktscheue
Gülen in Sailorsburg in Pennsylvania.
Montag, 12. November 2012
Rechtsextremismus-Studie: Jeder dritte Ostdeutsche ist ausländerfeindlich
Die SPD-nahe
Friedrich-Ebert-Stiftung analysierte in einer aktuellen Studie extremistische Einstellungen in Deutschland - die Ergebnisse sind alarmierend: Im Osten Deutschlands ist Rechtsextremismus weit
verbreitet. Doch nicht nur dort: Landesweit gibt es 60% Zustimmung für islamfeindliche Aussagen. Jeder zehnte Deutsche sehnt sich gar nach einem "Führer".
Ein Beitrag aus der SZ
Rechtsextreme Einstellungen nehmen in Deutschland zu. Neun Prozent aller Deutschen haben ein "geschlossenes rechtsextremes Weltbild", zeigt die aktuelle Studie "Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012" der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Vor zwei Jahren waren es noch 8,2 Prozent. Befragt wurden 2513 Menschen in Deutschland. Besonders auffällig ist, dass sich der Osten weiter radikalisiert. Knapp 16 Prozent der Menschen in den neuen Bundesländern haben der Studie zufolge ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild - der höchste bisher gemessene Wert.
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